Retter üben für heikle Aufgaben
Der Hubschrauber ist ein wichtiges Einsatzmittel für die Bergwacht Wunsiedel.
Der Hubschrauber ist ein wichtiges Einsatzmittel für die Bergwacht Wunsiedel. Im Simulator in Bad Tölz stellt die Bereitschaft ihr Können wieder unter Beweis.
Wunsiedel/Bad Tölz -Ehrenamtliches professionelles Arbeiten, zu jeder Zeit, bei jedem Wetter und in jedem Gelände -das zeichnet bekanntlich die Mitglieder der Bergwacht aus. Ein unverzichtbares Einsatzmittel ist dabei der Hubschrauber, der dem Patienten einen schnellen und schonenden Abtransport aus dem unwegsamen Gelände wie zum Beispiel dem Felsenlabyrinth ermöglicht. Da das Wohl des Verunfallten oberste Priorität besitzt, sind die Bergwachtler verpflichtet, ihre Einsatztauglichkeit regelmäßig nachzuweisen und das nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft. Genau das hat die Bergwacht Wunsiedel jetzt im Simulator in Bad Tölz getan.
Das Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (BW-ZSA) in Bad Tölz ist ein ideales Trainingsobjekt hierfür und seit zehn Jahren bewährt. 2016 erst wurde es aufwendig modernisiert. Aufgrund verschiedener Rettungsszenarien mit echten Seilbahngondeln, Sessellift, einer zwanzig Meter hohen Kletterwand, Wasserbassin, Gebäudeattrappen und natürlich zwei Hubschraubersimulatoren ist das jährliche Training für die Bergwacht Wunsiedel nicht nur Pflicht, sondern natürlich auch ein Highlight. Der neue Flugsimulator in Bad Tölz verkörpert realitätsnah aktuell wahlweise die "SuperPuma" oder die"EC 155"und hat eine starre Windenposition auf der rechten Seite.
Neben den verantwortlichen Ausbildern der Bergwacht Johannes Hofmann, Christopher Häfner, Bergwacht-Notarzt Mattias Fuchs und Lehrgangsleiterin Kristina Kramm wurden die Rettungswinden der Hubschraubersimulatoren von den Profis der Bundespolizei und der Bundeswehrbedient. Gerade der reibungslose Ablauf zwischen diesen Schnittstellen aus ehrenamtlichen Helfern und Experten galt es zu trainieren. Denn falsche Kommunikation kann Routine sehr schnell in eine lebensgefährliche Situation verwandeln. Aus diesem Grund vermittelt das BW-ZSA den Retterinnen und Rettern ein gewisses Repertoire an Automatismen, die einen kontrollierten Ablaufeiner grundsätzlich anspruchsvollen Rettungsmaßnahme gewährleisten.
Andreas Bäcker von der Geschäftsstelle der Bergwacht Fichtelgebirge erklärte dazu, dass das Trainingsziel, die (Re-)Zertifizierung als Luftretter oder Begleitung für Luftretter sei. "Die berechtigt dann überhaupt erst, in einem Hubschrauber mitzufliegen", sagt Bäcker. Die Gefahrenquellen am Tag und bei Nacht, im Gelände, bei unterschiedlichsten Wetterverhältnissen und natürlich der Hubschrauber an sich, seien insgesamt so groß, dass eine gehörige Portion Erfahrung unverzichtbar sei.
Mit der reinen Hubschraubererfahrung, so Bäcker, sei es aber noch nicht getan. Der fachkundige Umgang mit dem Patienten habe im Einsatz ähnliche Gewichtung. Deshalb sollten die Helfer im "Hochwassergebiet" beweisen, dass sie nach der Ankunft mit dem Hubschrauber auf einem Hausdach und dem anschließenden Eindringen in das von der Außenweltabgeschnittene Gebäude über eine offene Dachluke in der Lage seien, unverzüglich und routiniert lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Das bedeute nicht nur Erste Hilfe am Patienten, sondern auch, beispielsweise lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen mit einer sofortigen Herzdruckmassage, der Gabe von Sauerstoff und dem Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators zu behandeln. "Das ist genauso Pflicht wie die Evakuierung aus Seilbahnen", erklärt Andreas Bäcker. Die müsse sowohl aus der Luft als auch vom Boden aus geübt werden.
Im Zirkeltraining, mit unterschiedlichsten Einsatzszenarien, gab es den ganzen Tag für die Frauen und Männer, die außer aus dem Fichtelgebirge auch aus der Rhön und dem Allgäu angereist waren, wenig Zeit zum Verschnaufen. Insgesamt, so Bäcker, lobten die Luftretter aus der Festspielstadt die stets konzentrierte und sachliche Atmosphäre.
Eine gute Vorbereitung war auch am Nachmittag unverzichtbar. Bei der "Kapp-Rettung" mussten mittels Hubschrauber zwei verunglückte Retter aus der senkrechten Wand evakuiert werden. Der Verletzte wurde dabei vom Retter gesichert, am Klettergurt fixiert und nach dem Kappen des Bergseils in den Hubschrauber geholt. "Besonders brenzlig", sagt der Geschäftsstellenleiter der Bergwacht, "ist der Moment, in dem der Hubschrauber über Retter und Verletzten an den Berg, gefesselt' ist." Gerate die Situation außer Kontrolle, helfe nur noch das "Sprengen" des Windenseils -mit allen Konsequenzen für die Beteiligten.
Völlig geschafft seien die elf Einsatzkräfte am Ende des Tages gewesen, sagt Bäcker. Dennoch sei jeder höchst zufrieden nach Hause gefahren, immerhin hatten die Wunsiedler mit Erfolg am Luftrettungslehrgangteilgenommen. Im BW-ZSA der Bergwacht Bayernwurde von ehrenamtlichen Helfern mit viel Engagement eine optimale Trainingsumgebung geschaffen. Das Wissen kommt auch weiterhin den Menschen im Fichtelgebirge zugute.