Polizisten wahre Impf-Freunde
Damit hat niemand gerechnet: Nur eine knappe Stunde, nachdem klar ist, dass sich die Ordnungshüter impfen lassen dürfen, stehen die ersten vor der Tür.
Thomas Ulbrich ist begeistert. "Das ist mal ein starkes Zeichen dafür, wie wichtig die Impfaktion ist", sagt der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, der im Landkreis Wunsiedel die Corona-Impfungen verantwortet. Als am Montagnachmittag klar war, dass sich Polizisten als Mitglieder einer besonders relevanten Berufsgruppe tatsächlich schon jetzt gegen Corona impfen lassen können, haben die Mitarbeiter des Wunsiedler Impfzentrums umgehend die Inspektionen im Landkreis informiert. "Es dauerte nicht lange und schon standen die ersten Beamten in Uniform vor der Tür." Am Ende des Tages hatten 60 Polizisten ihre erste Injektion mit dem Astra-Zeneca-Vakzin erhalten.
"Das zeigt mir, wie wichtig den Polizisten der Impfschutz ist. Das ist allerdings kein Wunder, immerhin haben sie es im Dienst täglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun", sagt Ulbrich. Im Landkreis Wunsiedel leisten mit mehr als 400 ungewöhnlich viele Polizisten Dienst. Allein bei der Bundespolizei in Selb sind um die 300 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen die Beamten der Polizeiinspektionen Marktredwitz, Wunsiedel und der Grenzpolizei Selb.
Noch vor einigen Wochen befürchtete Ulbrich, dass die Resonanz der Beamten weniger groß sein könnte. "Dass sich nun auf Anhieb so viele haben impfen lassen, ist spitze. Es ist einfach wichtig, so viele Menschen wie irgend möglich schnell zu impfen, natürlich immer streng nach der jeweiligen Priorisierung." Allein am Montag hat das Impfteam 150 Injektionen verabreicht, darunter jene 60 an Polizisten.
Auch bei den Grundschullehrern und Erziehern, die seit Ende vergangener Woche ebenfalls höher priorisiert worden sind, ist laut Ulbrich der Zuspruch enorm. "Auch das sind Berufsgruppen mit vielen Kontakten zu anderen Menschen."
Nach wie vor rufen aber auch viele ältere Menschen über 80 im Impfzentrum an und wollen wissen, wann sie an der Reihe sind. "Ja, es gibt täglich Anrufe, zum Teil ganz erschütternde von Menschen, die an schlimmen Krankheiten leiden. Leider müssen wir ihnen mitteilen, dass sie natürlich nicht vergessen sind, wir aber noch keinen genauen Termin nennen können, da dies von der Verfügbarkeit des Impfstoffes abhängt."
Alle jüngeren Bürger, etwa die Polizisten, Erzieher, Grundschullehrer, Pfleger oder Ärzte erhalten den Astra-Zeneca-Impfstoff, der in Deutschland nicht für Menschen über 65 Jahre zugelassen ist. "Für die Gruppe der über 80-Jährigen verwenden wir ausschließlich den leider nach wie vor raren Biontech-Impfstoff", sagt Ulbrich.
Auch in der jüngsten Kreisausschuss-Sitzung am Montagabend war die Corona-Pandemie ein großes Thema, obwohl es nicht auf der Tagesordnung stand. Landrat Peter Berek brach noch einmal eine Lanze für die vielen engagierten Menschen, die seit Monaten im Einsatz gegen das Virus sind. Unter anderem nannte er die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, für die Sieben-Tage-Arbeitswochen üblich mittlerweile sind.
SPD-Fraktionssprecher Holger Grießhammer sprach angesichts des nach wie vor "unerfreulichen Trends im Landkreis" die Festlegung auf den Inzidenzwert an. "In den Ballungsräumen wird weniger getestet als bei uns. Deshalb ist dort die Inzidenz auch niedriger. Es ist zu befürchten, dass unsere Bürger einen Nachteil erleiden. Wie sieht hier Ihr Plan aus?", wollte er von Berek wissen.
Der Landrat verwies auf die Videokonferenz der Landräte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Ich konnte dabei klarmachen, dass wir in der Grenzregion besondere Herausforderungen haben. Mittlerweile haben wir erste zusätzliche Impfdosen erhalten."
Wie Berek berichtete, sind die positiven Testergebnisse bei den Grenzgängern aus Tschechien rückläufig. Derzeit liegen sie bei drei Prozent. Bei der Landkreisbevölkerung sind etwas über fünf Prozent aller Testergebnisse positiv. "Wir testen sehr viel, aber kaum anlasslos. Wer ein Symptom hat, der lässt sich testen."
Mittlerweile gebe es auch eine Teststrategie für Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. "Wir wollen dieses vor allem im Grundschulbereich schnell anlaufen lassen." In den Notbetreuungen gebe es Spucktests und erste Selbsttest. Beide Varianten würden auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. "Ich weiß, dass es in der Bürgerschaft viele besorgte Eltern gibt, Menschen Existenzängste haben und wieder andere generell unzufrieden sind. All das müssen wir managen. Wir versuchen es nach bestem Wissen und Gewissen."
Auch die Debatte um die 15 000 Impfdosen, die Deutschland den tschechischen Nachbarn zukommen ließ, haben Berek und Grünen-Kreisrat Wilfried Kukla angesprochen. Laut dem Landrat kommt dies auch den Menschen im Landkreis Wunsiedel zugute. "Wir sind eine Region, deshalb ist eine grenzüberschreitende Strategie entscheidend. Was nutzt es, wenn bei uns die Inzidenz sinkt und in Tschechien hoch bleibt. In diesem Fall ist ein regelrechter Ping-Pong-Effekt zu befürchten, bei dem das Virus immer wieder zurückkommt. Wir müssen uns als ein gemeinsamer Raum begreifen, nu so senken wir die Fallzahlen."