Der Durchfluss ist im Impfzentrum größer
Grünen-Kreisrätin und Ärztin Susann Fischer kritisiert, dass Hausärzte zu wenig in die Impfkampagne eingebunden werden. Das wird sich bald ändern, sagt Landrat Peter Berek.
Die Hausärzte im Landkreis wollen endlich impfen. Und zwar richtig. Dies forderten Dr. Helmut Muck von den Freien Wählern und Susann Fischer von den Grünen in der Kreistagssitzung am Montagabend.
Die beiden Ärzte kritisieren, dass offenbar vorerst pro Woche nur ein Impffläschchen, aus dem zehn Impfdosen entnommen werden können, für die Praxen vorgesehen ist. "Wie läuft die Impfversorgung im Landkreis?", wollte Susann Fischer daher wissen und verwies darauf, dass das Impfzentrum am Sonntag geschlossen war. Außerdem fragte sie, wie viel Astra-Zeneca-Impfstoff im Impfzentrum vorrätig sei.
Landrat Peter Berek antwortete, dass am vergangenen Donnerstag 3000 Astra-Zeneca-Impfdosen gelagert gewesen seien. Er sagte zu, die Ärzte natürlich sofort intensiv einzubinden, sobald eine noch bessere Versorgung mit Impfstoff gewährleistet sei. Eigentlich hätte dies schon vor Tagen der Fall sein sollen. "Zusammen mit Alexander Fuchs, dem Sprecher der Hausärzte im Landkreis, habe ich alle Praxen angeschrieben und über das weitere Vorgehen informiert. Genau am Tag danach kam dann der Astra-Zeneca-Impfstopp. Dieser war zugleich mit einem Auslieferungsstopp des Vakzins verbunden." In der Nacht zum Freitag hat das Paul-Ehrlich-Institut schließlich den Astra-Zeneca-Impfstoff wieder freigegeben.
Dr. Helmut Muck hält es für einen untragbaren Zustand, dass die Hausärzte noch nicht intensiver in die Impfkampagne eingebunden sind. "Im Hinblick auf die Unsicherheiten in der Bevölkerung beim Astra-Zeneca-Impfstoff können wir Hausärzte am besten das verloren gegangene Vertrauen wieder aufbauen."
Zu Irritationen hat offenbar auch ein Beitrag in der Nachrichtensendung "Rundschau" im Bayerischen Fernsehen geführt. In einem Interview hatte der Kreisgeschäftsführer des BRK, Thomas Ulbrich, gesagt, dass bei 31 000 Impfwilligen im Landkreis Wunsiedel im Moment lediglich 3000 Impfdosen vorhanden seien. Dies haben viele Landkreisbewohner so interpretiert, dass für alle 31 000 Impfstoff vorhanden ist. "Dies ist natürlich nicht der Fall. Es handelt sich lediglich um die 3000 Impfdosen", stellt Ulbrich im Gespräch mit der Frankenpost noch einmal klar. Bereits am Wochenende fluteten etliche Anrufe von verärgerten Bürgern auf die Callcenter-Mitarbeiter des BRK ein. Dies zeigt, wie angespannt die Nerven in weiten Kreisen sind.
Dass das BRK am Wochenende verhältnismäßig wenig geimpft hat, erklärt Ulbrich mit der Unsicherheit über den Astra-Zeneca-Impfstoff. "Die Entscheidung ist ja erst in der Nacht zum Freitag gefallen. Auf die Schnelle haben wir dann noch versucht, möglichst viele Impfwillige anzurufen und für Samstag einzuladen, was allerdings nicht allzu erfolgreich war." An dem Tag sind dennoch 132 Menschen geimpft worden, elf mit Astra-Zeneca, 111 mit Biontech und der Rest mit Moderna.
Am Sonntag ruhte der Betrieb im Impfzentrum tatsächlich. "Wir mussten den Tag nutzen, um das große Zelt am Impfzentrum aufzubauen und einzurichten. Nun stehen uns hier drei weitere Impfkabinen zur Verfügung. Insgesamt gibt es also sechs Impfkabinen, nun können wir sieben Tage die Woche durchstarten - so wir ausreichend Impfstoff erhalten." In dieser Woche peilt das BRK bereits 2000 weitere Impfungen an. Ausgerechnet am Montag gab es jedoch bereits eine Panne, die zu längeren Wartezeiten im Impfzentrum geführt hat. Das bayernweite EDV-System für die Impfzentren war ausgefallen und musste erst wieder zum Laufen gebracht werden. "Wir konnten nichts dafür, das war ein Problem des Systembetreibers", sagt Ulbrich. Zusammen mit dem Landratsamt hat sich das BRK mit den Hausärzten darauf verständigt, dass die Praxen zunächst vordringlich ihre immobilen Patienten impfen sollen. "Momentan ist der Durchfluss im Impfzentrum einfach größer. Allerdings kennen die Hausärzte ihre nicht mobilen Patienten besser und können diese wesentlich effektiver versorgen als unsere Impfteams", begründet Ulbrich die vorläufige Aufgabenverteilung. Wenn demnächst noch mehr Impfstoff eintreffe, würden auch die Hausarztpraxen wesentlich mehr Dosen erhalten und in weit größerem Maß in die Impfkampagne einsteigen.
Mittlerweile hat der Landkreis Wunsiedel die Impf-Priorisierung ein wenig aufgeweicht. "Wir mischen die Gruppen eins und zwei, um mehr und schneller impfen zu können", sagt Ulbrich. So ließen sich Lücken bei den Terminen vermeiden. Aktuell sind nur noch rund 250 Landkreisbewohner über 80 Jahren nicht geimpft.
Angesichts von knapp 73 000 Einwohnern mutet es seltsam an, wenn sich bislang erst 31 000 Menschen für die Impfung angemeldet haben. Ulbrich geht davon aus, dass sich viele jüngere Frauen und Männer noch nicht registriert haben. "Ihnen ist klar, dass zunächst die ältere Bevölkerung Vorrang hat. Ich gehe davon aus, dass sich auch die jüngeren bald anmelden werden.