Bergwacht gefordert wie lange nicht
Die Retter müssen eine junge Frau aus dem Luisenburg-Felsenlabyrinth bergen. Auch bei einer Personensuche im nächtlichen Wald sind die Experten gefragt.
Am Ende bleibt nur Leere. Die ganze Nacht zum Samstag sind die Bergretter zusammen mit einem Großaufgebot aus Kräften der Polizei, Hundeführern und der Feuerwehr im Wald zwischen Nagel und Grünlas unterwegs. Ein Mann aus der Gegend wird vermisst. "Am Samstag morgen haben wir ihn tot aufgefunden", teilt ein Polizist der Wunsiedler Inspektion mit. Es sind die traurigen Momente, die alle Rettungskräfte erleben. Auch die Mitglieder der Bergwacht sind an einem derartigen Morgen geschlaucht und ausgebrannt.
Doch lange Zeit zum Grübeln bleibt nicht. Schon gegen16 Uhr am Samstag werden die Bergwachtler aus Wunsiedel wieder alarmiert. Die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle Hochfranken teilen mit, dass im Luisenburg-Felsenlabyrinth, in der Nähe der "Insel Helgoland" eine junge Wanderin nicht mehr weiterkommt. "Die Frau hatte sich dort eine mittelschwere Verletzung des Sprunggelenks zugezogen, die ein Weitergehen unmöglich machte", sagt Andreas Bäcker, Geschäftsführer der Bergwacht Fichtelgebirge.
Zunächst legen die Retter der Frau eine Vakuumschiene an, damit das Bein ruhiggestellt ist. "Anschließend wurde die Patientin per Luftrettungssack und Gebirgstrage aus dem Labyrinth transportiert und an der Luisenburg dem wartenden Landrettungsdienst übergeben."
Das Luisenburg-Felsenlabyrinth ist für die Bergwacht ein Einsatz-Hotspot. "Das ist aber kein Wunder, da hier sehr viele Menschen unterwegs sind und das Gelände nicht ganz einfach ist", sagt Bäcker. Nach einigen vor allem Corona-bedingten ruhigen Wochen schnellen für die Bergwachtler die Einsatzzahlen in die Höhe. "Die Leute zieht es jetzt wieder verstärkt in die Natur, was ja auch verständlich ist."
Noch vor Jahren hatten die Bergwacht-Retter fast ausschließlich am Wochenende Einsätze. Das hat sich geändert. Wie Bäcker sagt, merkt man, dass die Arbeitszeiten immer flexibler werden. "Wenn dann etwas passiert und wir gerufen werden, geht es uns sowie den Feuerwehren: Am Wochenende haben wir genügend Kräfte, aber während der Woche ist es komplizierter, da viele außerhalb arbeiten. Gut, dass fast alle Arbeitgeber Verständnis dafür haben, wenn Mitarbeiter zum Einsatz gerufen werden." Letztlich schafft es die Bergwacht aber noch immer, schnell am Unglücksort zu sein.
So mussten die Retter zum Beispiel vor Kurzem an einem Tag gleich drei verunglückte Mountainbiker auf der Downhillstrecke am Ochsenkopf bergen. Immer wieder ereignenen sich auch Unfälle beim Holzmachen. "Meist sind es die sogenannten Selbstwerber, die wir bergen müssen. "Für derartige Einsätze kann die Bergwacht auf ein technisch ausgefeiltes Equipment zurückgreifen. "Wir haben mehrere geländegängige Fahrzeuge, mit denen wir möglichst nah an die Unfallstelle herankommen. Und mit unseren ATV (Anmerkung: das sind geländegängige Quads) können wir auch noch die letzten Meter im unwegsamen Gelände zurücklegen."
Großeinsatz im Wald An der Suche nach einem vermissten Mann in einem Waldgebiet zwischen Nagel und Grünlas in der Nacht zum Samstag waren Einsatzkräfte verschiedener Dienste beteiligt. Wie ein Sprecher der Wunsiedler Polizei auf Nachfrage mitteilte, hat zunächst ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera die Gegend abgesucht. "Als das keinen Erfolg brachte, haben wir einen Mantrailer-Hund aus der Oberpfalz angefordert." Diese Hunde sind in der Lage, feinste Geruchsspuren eines Menschen, das müssen nur wenige Moleküle sein, über kilometerlange Distanzen zu verfolgen. Doch auch der Hund fand den Mann nicht. Daher bat die Polizei das Hofer BRK mit ihren Flächensuchhunden um Unterstützung. Die etwa zehn Hunde sind in der Lage, große Gebiete zielsicher zu durchstöbern. Am Einsatz beteiligt waren auch die Bergwacht Wunsiedel und die Feuerwehren aus Nagel und Ebnath. Letztlich spürten die Hunde den vermissten Mann auf. Leider kam jede Hilfe zu spät, der Mann war bereits tot.