Jeder dritte Corona-Fall im Seniorenheim
Das Virus grassiert nach wie vor in den Einrichtungen für ältere Menschen. Und das, obwohl bereits fast alle Bewohner geimpft sind.
Wunsiedel. Es sind erschreckende Zahlen, die das Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt: Seit Mittwoch, 13. Januar, hat das Wunsiedler Gesundheitsamt 193 neue Corona-Fälle registriert. 62 der betroffenen Menschen wohnen in Seniorenheimen, also fast jeder dritte. Betroffen sind demnach im Landkreis folgende Heime: Das Paul-Gerhardt-Haus und das AWO-Sozialzentrum in Selb, das AWO-Seniorenheim in Marktleuthen, Sankt Michael in Bad Alexandersbad, das K+S-Seniorenheim in Marktredwitz und Sankt Elisabeth in Wunsiedel. Besonders mysteriös dabei: Das BRK hat bis auf 30 Senioren im AWO-Sozialzentrum in Selb alle Bewohner der Seniorenheime im Landkreis Wunsiedel bereits einmal geimpft. Derzeit sind die Impfteams mit den notwendigen Zweitimpfungen beschäftigt.
BRK-Geschäftsführer Thomas Ulbrich kann sich das Phänomen nur mit der Zeitspanne erklären, in der sich jemand zwar infiziert haben kann, die Viren jedoch nicht nachweisbar sind. "Jeder Bewohner eines Seniorenheims, den wir impfen, muss einen aktuellen negativen Coronatest vorlegen und darf auch keine Symptome aufweisen." Wer jedoch in der oben beschriebenen Zeitspanne geimpft wird, bei dem kann offenbar der Ausbruch der Krankheit verstärkt werden. "Aus diesem Grund haben wir auch zunächst auf die Impfungen im Selber AWO-Sozialzentrum verzichtet, als es hier ein größeres Ausbruchsgeschehen gegeben hat, und eine andere Einrichtung vorgezogen."
Mittlerweile sind im Landkreis Wunsiedel etwas mehr als 1500 Menschen geimpft. Rechnet man die 2.093 Menschen hinzu, die bisher infiziert waren und als genesen gelten, sind bei einer Einwohnerzahl von rund 73.300 knapp fünf Prozent der Landkreisbevölkerung immunisiert. Zur sogenannten Herdenimmunisierung sind etwa 70 Prozent notwendig.
Bis dieser Prozentsatz erreicht ist, wird es noch einige Zeit dauern, da die Zuteilung des Impfstoffes momentan ins Stocken geraten ist. "Am 8. Januar haben wir Vakzin für 500 Impfungen bekommen, eine Woche später für 264." Für den morgigen Freitag hat das BRK Impfstoff für 500 Impfungen beantragt, angekündigt sind aber lediglich 27 Ampullen, die für 162 Impfungen reichen würden. "Wie viele letztlich bei uns eintreffen, muss man sehen", sagt Ulbrich. Angesichts dessen, dass es in den neuen Bundesländern Landkreise gibt, in denen noch niemand geimpft wurde, sei Wunsiedel zwar noch immer besser dran, "aber wir kommen so leider nur in ganz kleinen Schritten voran". Das BRK könnte an sich täglich 300 Menschen impfen, in der Realität sind es aber wesentlich weniger. Mittlerweile gehe die Schere auseinander, da die Impfteams nun auch vermehrt Vakzin für die Zweitimpfungen in den Seniorenheimen benötigen.
Da nun die Bewohner aller Seniorenheime geimpft sind (bis auf die 30 im AWO-Sozialzentrum in Selb), kommen laut Ulbrich nun die Einrichtungen für das betreute Wohnen und die Behinderteneinrichtungen an die Reihe. "Insbesondere die Verantwortlichen der Behinderteneineinrichtungen haben uns gebeten, etwas zu warten, da viele Bewohner über Weihnachten bei den Eltern gewesen sind. Nun können wir jeweils alle Frauen und Männer am Stück impfen."