Endlich: Start im Impfzentrum
Am Samstag um 9.30 Uhr ist die 91 Jahre alte Erna Fröhler als erste an der Reihe. Nach langer Verzögerung beginnen die Impfungen in Wunsiedel mit den über 80-Jährigen.
Wunsiedel. Was lange währt, wird endlich gut. Eigentlich hätten die Impfungen im Impfzentrum des Landkreises im Wunsiedler BRK-Heim schon vor drei Wochen beginnen sollen. Schon Tage vorher hatte BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Ulbrich sein Team zusammen, die Vorbereitungen getroffen. Was fehlte, war der Impfstoff. Doch seit Samstag wird endlich im Hotspot Bayerns geimpft.
Für den 27. Dezember war der erste Impftermin geplant. Daraus wurde bekanntlich nichts. Wie berichtet, gab es Unklarheiten über eine mögliche Überschreitung der Temperaturen beim Transport des Stoffes. Die Regierung von Oberfranken und die Landräte entschieden, kein Risiko einzugehen, und bliesen den Starttermin ab. Dann ging es erst einmal in die Alten- und Pflegeheime zu den am meisten gefährdeten Personen. Das Altenheim Fichtelgebirge in Arzberg und Benefiz in Kirchenlamitz waren nach dem Fehlstart die ersten, in denen geimpft wurde.
Am Freitag nun wurde der Impfstoff aus Bayreuth abgeholt und nach Wunsiedel gebracht. Am frühen Morgen bereits standen das Team um BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Ulbrich und die beiden Ärzte Dr. Peter Schöllhammer und Dr. Axel Globitza bereit. Ulbrich ist die Anspannung, aber auch die Erleichterung, dass es endlich soweit ist, anzumerken. 496 Impfdosen sind es, die am Samstag in Wunsiedel eintrafen, gebracht von der Firma Transoflex. Das Gros der Dosen aber geht in die Alten- und Pflegeheime im Landkreis, in denen die mobilen Impfteams am Wochenende alle Hände voll zu tun hatten, um die Lücken zu füllen, die in den letzten Tagen offen gelassen werden mussten - aus Mangel an genügend Impfstoff.
Für das Impfzentrum selber blieb Stoff für über 80 Personen, die angemeldet waren. Der Rest ging in die Altenheime in Bad Alexandersbad, nach Marktredwitz, Selb und Kirchenlamitz. Schon kurz vor dem offiziellen Beginn treffen die ersten über 80-Jährigen im BRK-Heim ein. Meist begleitet von einem Angehörigen oder Helfer. Nach der Anmeldung am Eingang heißt es dann erst einmal, das Formular für die Impfung (Anamnese, Einwilligung) auszufüllen. Es waren auch eine Menge Fragen anzukreuzen. Es wird zum Beispiel nach Vorerkrankungen, Allergien und der Medikation gefragt. Beigefügt ist ein Merkblatt, das ausführlich über die Schutzimpfung informiert. Es folgt ein Gespräch mit dem Impfarzt, der bei Bedarf auch weitere persönliche Fragen beantwortet.
Derweilen haben Tanja Strößenreuther und Nina-Maria Schmidt vom BRK bereits alles für die Impfung vorbereitet, einzelne Schalen für jeden Impfvorgang bereitgestellt. Dem Impfstoff werden 1,8 Milliliter Kochsalzlösung beigemischt, der rollende Tisch mit den Impf-Utensilien vor die zwei Kabinen gestellt.
Erste ist die Schönwalderin Erna Fröhlich, 91 Jahre alt. "Hat es weh getan?", erkundigt sich Nina-Maria Schmidt nach der Impfung. "Überhaupt nicht", bestätigt ihr die Frau. Nach dem Impfen geht es in einen Ruheraum, in dem die "Patienten" zehn bis 15 Minuten ausruhen und abwarten sollen, ob es nicht zu irgendwelchen Beschwerden kommt. In einer eigenen Kabine ist eine Versorgungsstelle eingerichtet, in der im Fall des Falles sofort ein Arzt helfen könnte.
"Die meiste Zeit nehmen die Bürokratie und das Aufklärungsgespräch in Anspruch", erläutert Ulbrich. Der Impfvorgang selbst sei nur eine ganz kurze Angelegenheit. Kurz nachdem die ersten geimpft wurden, sieht sich ohne Vorankündigung Landrat Peter Berek in dem Zentrum um, bedankt sich bei den Helfern, fragt nach und erkundigt sich bei den ersten Versorgten nach deren Befinden.
"Die Resonanz war sehr gut", freut sich Thomas Ulbrich am späten Nachmittag, als alle 93 Angemeldeten geimpft sind. Gut aufgenommen worden sei auch das Angebot an einem Samstag, da damit viele Angehörige wirklich Zeit hatten, die alten Leute zu begleiten. Alles klappte bestens, auch wenn die Personen erst am Freitag die Rückmeldung zum Impftermin bekamen. 136 Menschen wurden am Samstag von den mobilen Teams in den Alten- und Pflegeheimen versorgt. Einige Tage vorher wurde im Klinikum Fichtelgebirge geimpft. Damit erhöht sich die Zahl der bisher geimpften Personen im Landkreis Wunsiedel auf knapp 1000.
Die nächste Lieferung der Impfdosen wird für den heutigen Montag erwartet. Bis Mitte Februar, hofft der Chef im Impfzentrum, könnten dann auch Menschen im Landkreis versorgt werden, die unter 80 Jahre alt sind. Das aber entscheide letztlich die Zuteilung der Dosen.